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Jaunar

1. Januar.

Uns ist ein Kind geboren,
ein Sohn ist uns gegeben,
welches Herrschaft ist auf seiner Schultern.

Jesaja 9,6. –

Am Kreuz
ist die Vereinigungs-Möglichkeit
und das Eigentumsrecht an uns
erstritten.
O edler Kreuzesbaum!

Mel. O Gottes Sohn, du Licht. (218.)

1. Uns Menschen ist ein Kind geboren!
Dies Kind geht alle Menschen an,
Die Gottes Bild und Huld verloren,
Da keiner sich ausnehmen kann.
Als Kind im Fleisch sah man den Frommen
Und nicht als Mann auf Erden kommen,
Und dieses Kindlein war ein Sohn.
Ein Sohn ist also uns zum Leben
Ins Fleisch gesendet und gegeben,
Und blieb als Gott doch auf dem Thron.

2. Denn Gott ist innig gegenwärtig,
Sein Thron ist, wo er selber ist,
Und seine Kraft ist immer tätig,
Zumal im Kindlein Jesus Christ.
In ihm, so war es ja sein Wille,
Wohnt seine ganze Gottesfülle,
Die Fülle seiner Herrlichkeit,
Mit der er alles will erfüllen,
Zuerst jedoch den Glaubenswillen
In unsrer Herzens-Ewigkeit

3. Also der Sohn, der uns gegeben,
Gibt die verlorne Seligkeit,
Er gibt der ganzen Welt das Leben
Und die verlorne Herrlichkeit.
Zum Herrschen ist das Kind geboren
Und gar zum Erbherrn auserkoren
Vom ganzen großen Schöpfungs-All.
Auf seinen Schultern sieht man liegen
Die Herrschaft, die es wird ersiegen;
Denn es tilgt ganz den Sündenfall.

Band XII, zweite Abt. S. 161.

2. Januar.

Der Herr, dein Gott, wird dein Herz beschneiden.5. Mose 30,6. –

Je treuer dem Licht, desto schärfer die Zucht,
desto mehr gibt es zu verleugnen und abzutun.

Mel. O Gottes Sohn, du Licht. (218.)

1. Laß dir dein Herze gern beschneiden
Von Welt- und Kreaturenlust!
Will’s Gottes Zucht in dir nicht leiden,
Und fühlst du sie in deiner Brust,
Ist der Beschneider schon vorhanden;
Und bist du mit ihm einverstanden,
Geht das Beschneiden alsbald an.
Du läßt dir dies und das abschneiden,
Das dich von Jesu könnte scheiden,
Und ach, wie wohl tust du daran!

2. Herz, täglich gibt es zu beschneiden,
Es ist auf einmal nicht vorbei.
Was dich von Gott begehrt zu scheiden,
Es sei auch immer, was es sei,
All dies muß abgeschnitten werden,
Solang du lebest hier auf Erden;
Denn das Beschneiden muß fortgehn,
Solang sich neue Lüste zeigen
Und sich nach dem die Herzen neigen,
Was nicht im Lichte kann bestehn.

3. O Gnade, komm, mich zu beschneiden,
Bis alles ganz verleugnet ist!
Du wollst mich doch von allem scheiden,
Was du nicht selber hast und bist!
Dein Werk, das in mir angefangen,
Das lasse auch zum Ziel gelangen,
Zu deines Namens Ruhm und Preis!
Was mir bringt Heil, das bringt dir Ehre,
Recht ist’s also, was ich begehre;
Ach bring mich bald ins Paradeis!

3. Januar.

Nach dir, Herr, verlangt mich!Ps. 25,1. –

Das aus Gott erhaltene Leben in einer Seele
verlangt nach ihm, dem Ursprung,
bis es aus ihm seine Vollendung erhalten
und in ihm, dem Anfang, das Ende gefunden hat.

Mel. Gott will’s machen. (152.)

1. A und O, Anfang und Ende,
Dreiheit, Einheit, nur zu dir
Ich jetzt mein Verlangen wende;
Du bist allgenugsam mir.

2. Ich bin, Herr, dein Kind auf Erden,
Aber noch sehr mangelhaft;
Doch ich muß vollendet werden,
Das vertrau ich deiner Kraft.

3. Ich bin freilich unvollkommen;
Doch vollkommen ist der Geist,
Der mich ans dir eingenommen,
Wie du selbst am besten weißt.

4. Dieser Geist ist schon ein Ganzes,
Obgleich er nicht groß genug;
Er, die Perl des Kronenkranzes,
Hat zu allem Macht‘ und Fug.

5. Alles darf er aus dir nehmen,
Bis er ausgewachsen ist,
Hat nicht nötig, sich zu schämen,
Weil er deines Wesens ist.

6. Was ihn immer will beschweren
Und am tiefsten kerkern ein,
Muß, das sag ich dir zu Ehren,
Ihm im Wachsen Fördrung sein.

7. Der in Schwachheit ist gestorben,
Lebet jetzt in Gotteskraft.
Ist je eine Pflanz verdorben,
Die aus ihm zieht ihren Saft?

8. In ihm grünen Gotteskinder,
Die der Geist der Dreiheit treibt,
Weil der Alles-Überwinder
Ihnen sich ganz einverleibt.

Erster Liederband Nr. 75.

4. Januar.

Es ist das Wohlgefallen Gottes gewesen,
daß in ihm, dem Sohn, alle Fülle wohnen sollte.
Kol. 1,19. –

Mit dieser Fülle will er alle erfüllen,
die sich ihm kindlich und im Glauben nahen
und es von ihm ernstlich erflehen.

Mel. O wie selig. (123. 200.)

1. Ja, es ist des Vaters Wille,
Daß in Jesu alle Fülle
Wohne in Geistleiblichkeit;
Darum ist er Lichtweltsonne,
Voller Leben, Kraft und Wonne,
Mensch und doch die Herrlichkeit.

2. Das, womit ihn Gott erfüllet,
Ists, was wieder aus ihm quillet;
Er ist Gottes Herrlichkeit,
Herrlichkeit, Gott einzufassen,
Wirkend sich auch auszulassen,
Darzureichen Gottes Füll.

3. Der Zentralquell aller Seelen
Will mit Menschen sich vermählen,
Geist und Leben gießt er aus
In die sieben Lehrersterne,
Und durch sie in alle gerne,
Also in sein ganzes Haus.

4. Da, wo er Gestalt gewonnen,
Diese Sonne aller Sonnen,
Da verkläret man ihn gern;
Ja man kann es kaum ausstehen,
Wenn nicht alle ihn gern sehen,
Diesen hellen Morgenstern.

5. Komm also, du Lichtsgemeinde,
Du bist die geliebte Seine,
Du siehst dich an ihm nie satt!
Komm, laß ihn in dir sich malen
Viel durch seine Wahrheitsstrahlen,
Wie man ihn gesehen hat!

6. Jesu, vor dir steh ich stille;
Gruß in mich aus deiner Fülle,
Was ich täglich nötig hab!
Dich kann in herzliches Begehren,
Wirke stets die Übergab!

Band V, S. 50. u. 53.

5. Januar.
Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.Titus 2,11. –

In allen Seelen ist Gewissenslicht.
Durch den Fall ist es zwar verdunkelt;
aber Jesus, die Sonne der Lichtweit,
will alle erleuchten ohne Ausnahme,
wenn sie sich ihr nahen
und nicht die Finsternis mehr lieben als das Licht.

Mel. Mein Glaub ist meines (99.)

1. Folgst, Seele, du der Gnadenzucht,
So bringst du edle Geistesfrucht;
Denn das ist ihr Begehren,
Weshalb sie dich Verleugnung lehrt,
Wie ihre reine Zucht begehrt
In ihren reinen Lehren.
Ach folge ihr, sie meint es gut,
Und folge ihr mit frohem Nun!

2. Sie will, daß alle, groß und klein,
Wahrhaftig sollen selig sein,
Ja sie will alle retten.
Sie sucht und lockt uns insgemein;
Ach, laßt uns mit ihr stimmen ein!
Sie treibt uns an zum Beten.
Wer mit ihr wirket, alles kann;
Nur ohne sie geht gar nichts an.

3. Nicht nur nach der Zuchtmeister Art
Ist Gnade uns geoffenbart,
Sie will nicht nur befehlen;
Denn sie gibt Kräfte, daß man kann,
Den Herzen, die ihr aufgetan;
Sie gibt die Kraft den Seelen.
Mithin sie meint es herzlich gut,
Weil sie ja alles selber tut.

4. Hilf, Gnade, mir gottselig sein!
Ach öffne mich nur Gott allein,
Sonst mache mich verschlossen!
Treib immer nach, weil ich nichts kann,
Treib immer mich zum Guten an,
Mach mich zum Gott-Genossen!
Vollende selbst dein Werk in mir,
So will ich einig danken dir!

Band IV, erste Abt. S. 273.

6. Januar.

Der Herr ist groß zu Zion.Ps. 99,2. –

Schönheit, Seligkeit, Herrlichkeit
sucht jede Seele;
in Jesu findet sie alles,
wenn sie es lauterlich und mit ganzem Ernst sucht.

Mel. Meinen Jesus laß. (87b. 89.)

1. Jesus Christus, Gottes Sohn,
Ist der Herr vom ganzen Allen;
Er trägt jetzt die höchste Kron
Nach des Vaters Wohlgefallen.
Was Gott unergründlich ist,
Schauen wir in Jesu Christ.

2. Gehe man durch alles hin,
Man wird doch nicht Einen finden,
Der wie Jesus wäre schön;
Ja es ist an allen Enden
Keiner, der ihm wäre gleich:
Sein ist Herrlichkeit und Reich.

3. Jesus, Herz, erwähle nur,
Der sich dir will gerne schenken!
Mensch, du arme Kreatur,
Was trägst du noch lang Bedenken?
Sprich mit tausend Freuden:
Ja! Wähle Jesus, Jehova.

4. Kennetest du Jesus nur
Auch ein klein, nur ein klein wenig –
Er ist aller Kreatur,
Aller Welt und Himmel König –
Du hielt’st für das größte Glück,
Daß er dir gönnt einen Blick.

5. Jesus würd dir lieber sein
Als die Himmel und die Erde;
Hast du ihn, ist alles dein;
Hier ist, was dein Herz-begehrte.
Jesus ist zu aller Zeit Selbst
die Allgenugsamkeit.

6. Herz, erfreue dich doch nur,
Daß dich Jesus Christ begehret!
Gott will seine Kreatur,
Die ihn lange verunehret,
Glücklich machen, das ist viel;
Schaue, Herz, auf dieses Ziel!

Erster Liederband Nr. 23.

7. Januar.
Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz. Röm. 5,5.
Soviel Gottes Liebesgeist und Liebeleben in uns ist,
so viel können wir ihn lieben von Herzen.
Mel. Gott ist gegenwärtig. (23.)

1. Wer kann Gott recht lieben? –
Der, so ihn recht kennet,
Ihn sein Ein und Alles nennet,
Wem dies geht von Herzen,
Daß man es kann fühlen,
Daß es nicht ein Wörterspielen,
Wer Gott hat,
Mit ihm satt,
Ihn gesucht, gesunden
Und mit ihm verbunden.

2. Der kann Gott recht lieben,
Dem sich Gott gegeben,
Dem er schenkte Geist und Leben.
Gott Ist Liebesquelle;
Wem er ein-ergossen,
Ist im Liebefeu’r zerflossen.
Dieser dann
Mag und kann
Gott recht herzlich lieben
Und sein Loben üben

3. Ist Gott selbst die Liebe,
Wohnt er in den Seelen –
Kann darin die Liebe fehlen?
Sollte Gegenliebe
Nicht im Herzen brennen,
Daß die Liebe darf erkennen?
Liebe liebt,
Liebe übt; –
Sollt sie anders können,
Ist denn das zu trennen?

4. Seele, Herz und Sinne
Und ein ganz Gemüte
Liebt und lobt den Quell der Güte.
Nicht nur Augenblicke
Liebt und lobt die Seele,
Die von Gott erfüllte Quelle.
Gott, ihr groß,
Macht sie los
Von den Kreaturen,
Davon zeigt sie Spuren.

5. Hat sie Gottgefühle,
Wird sie liebetrunken
Und ist wie in Gott ersunken
Sie wird ausgedehnet,
Gleich den Ewigkeiten
In dem Licht der Seligkeiten.
So geübt,
Heißt geliebt
Und heißt Lieb erwidern
Gott und allen Gliedern.            Band X, Nr. 212.

8. Januar.

So ihr bleiben werdet an meiner Rede,
so seid ihr meine rechten Jünger.
Joh. 8,31. –

An Jesu, an seiner Rede bleiben,
hat die Freiheit von der Sünde zur Verheißung;
durch anhaltende Treue
wird die Verheißung an uns ganz erfüllt.

Mel. Alles ist an Gottes. (123. 200.)

1. Hat dein gläubiges verlangen
Licht aus Jesu Wort empfangen,
Was ist dir der beste Rat? –
Du sollst an demselben bleiben,
Dich davon nichts lassen Leiden;
Glücklich bist du in der Tat.

2. Jesu Wort ist Geist und Leben.
Ist es dir also gegeben,
So ist Lebenslicht in dir.
O laß dich davon nichts trennen!
Lerne den doch recht erkennen,
Der dich so begnadigt hier!

3. Ist der Grund in dir geleget,
Wie ihn Gott zu legen pfleget,
O so bleibe bei dem Grund,
Bleibe an des Heilands Worten,
Gegen alle Höllenpforten,
Daß dein Glaube bleib gesund!

4. Bleibt der Glaub bei diesem Grunde
Bis an seine letzte Stunde,
Bleibt also an Jesu Wort,
So bleibt er im Mutterwesen;
Ganz gewiß muß er genesen,
Ähnlich wird er seinem Gott.

5. Jesu-Schafen, Jesus-Jüngern
Wird das Herz sich nur verengern,
Wenn man nicht aus Jesu lehrt.
Nein, sie können es nicht fassen,
Noch auch ihrem Grund anpassen;
Es ist ihnen wie verkehrt.

6. Sie sind an den Grund gewöhnet,
Nach dem ihre Seel sich sehnet,
Und davon treibt sie nichts mehr.
Das heißt dann in Christi bleiben,
Sich vom Grund nichts lassen treiben,
Nämlich von der Wahrheitslehr.

Band X, Nr. 52.

9. Januar.
Meine Seele liegt im Staub;
erquicke mich nach deinem Wort!
Ps. 119,25. –

Wer in Vernichtigung wie im Staub liegt,
der bete:

Mel. Mir nach, spricht Christus. (135.)

1. O Lebensmeer voll Gotteskraft,
Zieh unser Herz und Sinnen
In dich mit starker Gottesmacht,
Belebe uns von innen!
Gib uns, was noch kein Aug gesehn:
Die Kraft zum bald’gen Auferstehn!

2. O Kraftmagnet der Herrlichkeit,
Zieh uns in dir zusammen,
Entreiß der Geistverzehrlichkeit
Doch deinen Gottessamen.
Mach unser Auge rein und licht,
Daß uns das Eitle blende nicht!

3. Fließ aus mit siebenfacher Kraft
In unsre Christenseele,
Und flöß in uns den Balsamsaft
Der reinsten Tinkturöle,
Daraus der Geist sein Wachstum hab!
So schreckt uns weder Tod noch Grab.

4. Dein Lebensausfluß sei allein
Des zarten Geistes Speise,
Dring uns bis auf den Grund hinein
Nach. deiner Liebesweisel
Treib weg das, was dich hindern will,
Und heiße alles schweigen still!

5. Laß uns allzeit gesinnet sein
Nach deinem Sinn und Herzen!
Bewohne du uns nur allein!
Die Lust mach uns zu Schmerzen,
Die ganze Eitelkeit zur Qual,
Das Kreuz zum liebsten Freudenmahl.

6. Laß uns nichts wissen als nur dich,
Nichts lieben noch verlangen;
Durchdringe du uns inniglich,
An dir nur laß uns hangenl
O Lebenslicht, erfüll uns du!
Sonst fehlt uns ewig Fried und Ruh.

Erster Liederband. Nr. 432.

10. Januar.

Der Herr behütet die Einfältigen.Ps. 116,6. –

Das zusammengefaßte Willensbegehren,
nur Gott und Jesus zu gewinnen,
vertreibt alle Sorgen, Angst und Qual.

Mel. Aus Gnaden soll ich. (127.)

1. Im Einfaltsgrund ist man geborgen
Vor einem ganzen Feindesheer.
O da verlieren sich die Sorgen:
Wenn dies und jenes nur nicht wär!
So bleibe du in diesem Grund
Zu aller Zeit,
zu aller Stund!

2. Bist aber du noch nicht darinnen,
So kehre in denselben ein;
Brauch Ernst zur Tötung deiner Sinnen!
Denn dies muß doch ja einmal sein.
Gibst du dich nicht zu diesem her,
So geht es bei dir immer schwer.

3. Die Einfalt merkt auf eine Sache,
Sie siehet nicht auf vielerlei.
Sie findet sich stets auf der Wache;
Drum kommt nicht leicht ihr etwas bei.
Gott ist und bleibt ihr Augenmerk,
Er segnet also all ihr Werk.

4. Hinweg mit dem, was Vielfalt heißet!
Dieweil es Christen nur verderbt
Und solcher Dinge sich befleißet,
Die schon von Adam angeerbt
Hinweg mit aller Eitelkeit!
Sie ist nur Geistverzehrlichkeit.

5. Herr Jesu, mach mich eingekehret
Und aller eitlen Dinge los,
Damit mein Herz nur dich begehret;
Ach, sei du mir alleine groß!
Gib doch, daß ich an jedem Tag
Allein mein Heil besorgen mag!

Erster Liederband. Nr. 512.

11. Januar.
Ich elender Mensch,
wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?
Röm. 7,24. –

Wer ganz los und frei werden soll, muß ganz wollen,
und sich wie Paulus so elend finden;
dann erfährt er gewiß die Erlösung durch Jesus Christus.

Mel. Wer weiß, wie nahe mir. (75.)

1. Ich bin noch in mir selbst gefangen;
Ach Gott, wie wird ich los und frei?
Ist doch in mir ein Geistverlangen,
Ich glaube, daß es dieses sei.
Was hält mich doch, daß es nicht geht,
Was ist’s, das mir entgegensteht?

2. Es ist dein Ich und dein Verderben,
Das quälet dich, doch nicht genug;
Dein eigen Ich, das will nicht sterben,
Es rettet sich, dir zum Betrug.
Du willst und willst doch nie ganz recht,
Wie Geist und Glauben in dir möcht.

3. Soll ein Durchbruch bei dir geschehen,
So mußt du tiefer noch in dich
Und gleichsam auf den Boden gehen;
Das merk und glaube sicherlich.
Die Angst muß steigen bis zur Qual,
Wie eingeschlossen überall.

4. Hör unsers Herrn Gesandten klagen,
Da er in diesem Kampf gesteckt;
Hörst du ihn denn nicht deutlich sagen,
Da ihm sein Jammer aufgedeckt:
O wer erlöst vom Sündenleib,
In dem ich nimmer ruhig bleib?

5. Du mußt es also einmal wagen
Und einen Hauptkampf gehen ein;
Scharmützel wollen hier nichts sagen,
Denn der Gewinn bleibt immer klein.
So gib dich denn einmal ganz her!
Es geht ja doch nur einmal schwer.

Band X, Nr. 161. Erster Teil.

12. Januar.

Ich habe mir vorgesetzt:
Ich will mich hüten, daß ich nicht sündige mit meiner Zunge.
Ps. 39,2. –

Ohne Gottes Kraft und Beistand
vermögen wir nicht, Herz und Sinne zu bewahren.
Herr, gib uns Licht und Leben aus dir,
und laß uns in deiner und mit deiner Kraft herrschen!

Mel. Du bist ein Mensch. (94. [64.])

1. Ein mancher Vorsatz ist bei mir
Zum Nachsatz nicht gekommen;
Ich machte ihn, Herr, außer dir,
Wie alle die Selbstfrommen
Durch das Gesetz, mir selbst gemacht,
Ist Sünde erst recht aufgemacht,
Ich wurde hingerissen,
Und habe folgen müssen.

2. Wie oft hab ich mir vorgesetzt,
Zu wachen meiner Zungen,
Und hab auch Gutes nicht geschwätzt;
Nur kurz ist mir’s gelungen.
Ich gab mich nur mit einem ab,
Das ich mir vorgesetzet hab,
Statt in dein Licht zu dringen;
Drum konnt es nicht gelingen.

3. Herr, lehre du mich bleiben still,
Laß mich mein Recht verlieren;
Du wollst aus deiner Gottesfüll
Mir Geisteskraft einführen!
Dein Geist, Herr, überzeuge mich:
Gerecht und billig leide ich –
So werde ich mich fassen
Und wie ein Lamm gelassen.

4. Ach, lehr mich die Hinfälligkeit
Der Menschen doch bedenken,
So wird Verlust der Eitelkeit
Mich nicht so herzlich kränken,
Und ich werd gerne schweigen still
Und leiden, was dein Rat und Will
Mir zur Bewährung schicket,
Dann wird ich noch erquicket.

Band VI, erste Abt. S. 465.

13. Januar.

Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt,
und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
1. Joh. 5,4. –

Dem Christen
sind die Abwechslungen von Glauben und Unglauben
ein wiederholtes Leiden.
Der Glaube gibt ihm Aussicht, Mut, Kraft
und Sieg über Welt, Teufel und Sünde.

Mel. O Gottes Sohn, du Licht. (218.)

1. Nur Glaube kann die Welt besiegen,
Nicht aber Unmut und Verdruß.
Wer immer zweifelt, muß erliegen,
Es fehlt ihm ja am Gottgenuß
Nein, Herz, das ewig immer Klagen
Kann Gott nicht dulden und ertragen,
Weil es ihm keine Ehre macht.
Der Glaube siegt durch Gottvertrauen,
Er lässet sich zu viel nicht grauen,
Er siegt, und das mit Gottes Kraft.

2. Zwar gibt es immer viel zu klagen
Von Herzen, die mit sich bekannt;
Sie können viel von Zweifel sagen
In ihrem ganzen Gnadenstand.
Doch muß es bei wahrhaften Frommen
Auch immer wieder anders kommen;
Nichts fruchtet die Mutlosigkeit.
Auf jede Nacht muß Licht erscheinen
Und Freude folgen auf das Weinen;
So bringt’s der Weg zur Seligkeit.

3. O Herr, wie viel will mich ermatten,
Weil ich oft sehr ungläubig bin!
Der Wechselstand von Licht und Schatten,
Vom Geistes- und vom Fleisches-Sinn
Setzt mich in viel Verlegenheiten,
Es gibt erstaunlich schwere Zeiten,
Daß ich nicht weiß, wo aus noch ein;
Das doppelte, verschiedne Leben,
Das wiederholte Widerstreben,
Das, mein ich, sollte nimmer sein.

Band XIII, Nr. 125.

14. Januar.

Darum, liebe Brüder,
tut desto mehr Fleiß, euren Beruf und Ermittlung fest zu machen!

2. Petr. 1,10. –
Der Reiz der Augenlust, Fleischeslust und des hoffärtigen Wesens
soll dich nur zum Erwähler, zum Ursprung des Lebens treiben,
der dich zum Überwinder macht.

Mel. Alles ist an Gottes. (123. 200.)

1. Wer in Christi ist erwählet,
Wundert’s uns, wenn der sich quälet,
Wenn ihm Licht des Lebens fehlt?
Kann doch nichts ihm Nahrung geben
Für sein übersinnlich Leben
In der armen Sinnenwelt.

2. Soll der Auserwählte reifen,
So darf er nach dem nicht greifen,
Was sein Licht verdunkeln kann.
Falsches Öl gibt falsches Leuchten;
Folgt schon Reue auf das Befehlen,
Steht’s der Auswahl doch nicht an.

3. Dem Beruf geziemend wandeln,
Der Erwählung würdig handeln,
Fördert zum Erwählungs-Ziel.
Niederträchtig und vermessen
Seine Wahl und Ruh vergessen,
Schadet uns oft mehr als viel.

4. Finstere Versuchungsstunden
Sind mit Qual und Pein verbunden,
Daß man oft die Wahl vergißt.
Falsche Demut schließt nicht richtig,
Hält sich selber nicht für wichtig;
Manches Edle wird vermißt.

5. Man bedenkt kein zweifach Leben,
Meint, man müsse sich ergeben,
Wo das Licht doch siegen soll.
Wird das Aug die Wahl erblicken,
So haut Licht den Feind zu Stücken,
Und der Seel wird innig wohl.

6. Wütet oft die Sünde mächtig,
Mach sie, Jesu, mir verdächtig,
So daß ihr verkehrter Trieb
Nie mög etwas andres treiben
Als ein ewig in dir Bleiben
Und nur stärkre Gotteslieb.

15. Januar.

Gott ist es, der uns befestigt in Christus,
und uns gesalbet und versiegelt
und in unsre Herzen das Pfand, den Geist, gegeben hat.

2. Kor. 1,21.22. –

Dieser Geist
macht gewiß in der Wahrheit, fruchtbar, beständig, kräftig und salbungsvoll.

Mel. Mir ist Erbarmung (70. 127.)

1. Ach Gott, versiegle doch mich Armen
Mit deinem Geist auf ewig dir!
Du hast aus herzlichem Erbarmen
Die Neugeburt gegeben mir;
Dies laß mir stets das Siegel sein,
Daß ich gehöre dir allein!

2. Geist laß dem Geist auf dieser Erden,
Bis ich einst ganz vollendet bin,
Aus Gnaden viel geschenket werden,
Daß ich mit Seele, Geist und Sinn
In Jesu bleibe immerfort!
So bleib ich auch in seinem Wort.

3. So kann ich nicht unfruchtbar bleiben,
So wirke ich, was dir gefällt;
So kann ich Glaubensfrüchte treiben
Und sein ein Licht in dieser Welt;
So has; ich alle Finsternis
Und gebe niemand Ärgernis.

4. Beständig wollst du mich doch machen,
Beständigkeit ist nötig mir!
Lehr mich beständig beten, wachen!
Sonst geh ich gar verloren hier
Und werde – ach, es ist kein Traum! –
Ein zweimal abgestorbner Baum.

5. Du wollst mich kräft’gen, stärken, gründen,
Damit ich unbeweglich sei!
Du, Herr, wollst doch dein Werk vollenden
Und mich von allem machen frei!
Dir gebe ich mich gänzlich hin
Mit Seele, Geist, Gemüt und Sinn.

Erster Liederband Nr. 80.

16. Januar.
Daran erkennen wir, daß wir aus der Wahrheit sind,
daß, wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer ist als unser Herz.

1. Joh. 3,19.20. –
Gott beurteilt uns nicht nach einzelnen bösen Gedanken und Begierden,
sondern nach der Grundstellung des Herzens und Hauptrichtung des Willens,
läßt uns aber manches zu unsrer Demütigung stehen.

Mel. Gott will’s machen. (152.)

1. Will mich oft mein Herz verdammen,
Denk ich, daß Gott größer sei,
Geb mich hin den Feuerflammen,
Die vom Finstern machen frei.

2. Will mir etwas strittig machen,
Daß ich sei ein Gotteskind,
Kann ich es getrost verlachen,
Wenn ich Gottes Zeugnis find.

3. Kommen dann auch finstre Stunden,
Da ich dunkel glauben muß:
Der, der für mich überwunden,
Leitet dennoch meinen Fuß.

4. Kommen Wolken ohne Willen,
Doch nicht gänzlich ohne Schuld,
So such ich mein Herz zu stillen,
Sage ihm von Jesu Huld.

5. Finsternisse und Verschulden
Stell ich gern dein Lichte dar,
Kann dieselben selbst nicht dulden,
Wäre gerne rein und klar.

6. Glaubt mein Herz sich frei vom Bösen
Manchmal, wenn viel Gnade da,
Sagt mir doch der Geist vom Wesen,
Das mir als Verderben nah.

7. Dies kann dann den Stolz bald dämmen,
Dieses tilgt den Übermut,
Daß sich muß das Herze schämen,
Weil es noch so Wanken tut

8. Gott, mein Gott, sei hoch gepriesen,
Der du mich hast wiederbracht!
Lauter Lieb ist mir erwiesen;
Lob sei dir aus aller Macht!

Erster Liederband Nr. 75.

17. Januar.

Welche er zuvor ersehen hat,
die hat er auch verordnet, daß sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes.
Röm. 8,29. –

Gott, der in seiner Weisheit gesehen, daß wir ihn lieben werden,
hat alles so in unsern Lebensweg geordnet,
daß es uns zum Besten dienen solle, wäre es auch Angst, Not und Kummer.

Mel. Mir ist Erbarmung (70. 127.)

1. Wen Gott verordnet ihm zum Kinde,
Der ist es, der ihn herzlich liebt.
Ein solcher liebt nicht Welt, noch Sünde,
Noch etwas, welches Gott betrübt;
Weil er in Gottes Liebe bleibt,
Ihn alles zu Gott dringt und treibt.

2. Was uns in unsrem Lauf begegnet,
Mß dahinein verordnet sein;
Es muß uns demnach sein gesegnet,
Und ob’s ein großer Kummerstein
Denn Gott hat, wie schon oft gedacht,
Nichts ohne weisen Rat gemacht.

3. Von Gott berufen und erwählet
Zur wahren Jesus-Ähnlichkeit,
Mit Jesu Christi Geist beseelet,
Als mit dem Geist der Herrlichkeit:
Sagt an, ist dies kein Gotteskinds
Wer sieht es nicht, wer ist so blind?

4. Wer leidend Jesu gleicht hienieden,
Der gleicht ihm auch in Herrlichkeit.
Ist also dir viel Kreuz beschieden,
So hoffe auch viel Seligkeit,
Und liebe Gott, mein lieber Christ,
Damit dir alles dienlich ist!

5. O Geist des Herrn, gieß Gottesliebe
Noch reichlicher in mich hinein,
Daß ich mich immer besser übe,
Recht gottgelassen hier zu sein!
Gib selbst, daß mich auf meiner Bahn
In meinem Lauf nichts hindern kann!

18. Januar.

Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht?1. Kor. 1,20. –

Seitdem Gott Mensch geworden in Jesu Christi
und auf dem Weg der Armut und der Niedrigkeit
durch den schmerzlichsten Kreuzestod zur Herrlichkeit eingegangen ist,
seitdem hat er die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht.
Sein Geist führt seine Kinder auf eben dem Weg zu diesem Ziel.

Mel. Christus, der ist mein Leben. (77.)

1. Laß mir den Weg zum Leben,
O Gott, gefällig sein!
Was hilft das Widerstreben?
Es bringt in jene Pein.

2. Willst du mich wieder adeln
Durch Christus, deinen Sohn,
Laß mich den Weg nicht tadeln,
Den er gemacht zum Thron!

3. Den Kampf laß mich durchkämpfen,
Den du verordnet mir;
Hilf, Herr, die Feinde dämpfen,
Bis ich durch dich bei dir!

4. Auf dich laß mich hinsehen!
Du sitzest auf dem Thron.
Zu dir laß mich hingehen
Auch durch Spott und Hohn!

5. Durch Leiden bist du kommen
Zu deiner Herrlichkeit;
Du hast auf dich genommen
Alle Unbilligkeit.

6. Laß mich auch gerne tragen,
Was ich verschuldet nicht!
Hilf, daß ich nicht mög klagen,
Trag ich hier das« Gericht!

Band IX, erste Abt. S. 113.

19. Januar.

Ein Zweifler ist unbeständig in allen seinen wegen.Jak. 1,8. –

Anfälle von Zweifeln erfährt jeder wahre Christ;
aber im Glauben überwindet er alle
und kommt je länger je mehr
zu einer gegründeten Gewißheit.

Mel. Jesu, hilf siegen. (203.)

1. Seelen, von mancherlei Zweifeln gefangen,
Wenden die Kräfte des Glaubens nicht an.
Darum verbleiben sie lange befangen,
Da doch der Glaube sich losreißen kann,
Wenn er sich je auch gefangen gegeben;
Denn in Gefangenschaft kann er nicht leben.

2. Wird er von Zweifeln als Feinden befallen,
Nimmt er bald Wehre und Waffen zur Hand;
Nein, er ergibt sich zu keinem Vasallen,
Er sucht die Allmacht
Und braucht den Verstand.
Leben, das in ihm zum Herrschen geboren,
Gibt seine Rechte nicht gerne verloren.

3. Freilich, wer hinsteht mit Jammern und Klagen,
Weil er kein einfaches Leben empfind’t,
Wird nichts erkämpfen mit seinem Verzagen,
Weil er sich nicht mit dem Urlicht verbind’t.
Und weil ein solcher sich nicht lässet treiben,
Muß er im Finstern des Unglaubens bleiben.

4. Hätte das geistliche Leben kein Streiten,
Mehrte sich nicht feine geistliche Kraft.
Sagt dies doch allen faulgeistlichen Leuten,
Welche sich falsche Begriffe gemacht,
Welche von Ruhe im Fleische nur träumen,
Da doch der Same in Stürmen muß keimen!

20. Januar.

Wenn du einen siehst, der sich weise dünkt,
da ist an einem Narren mehr Hoffnung als an ihm.
Spr. Sal. 26,12. –

Bei einem selbstklugem eigensinnigen Menschen ist keine wahre Weisheit zu suchen,
ob er sich gleich für weiser hält als ihrer sieben.
Der wahre Weise hält jeden andern für weiser als sich selbst,
und lernt daher an und von jedem andern Weisen.

Mel. Noch sing ich hier. (70.)

1. So sehr kann nichts die Weisheit hindern,
Als wie der starre Eigensinn;
Selbstklugheit bei den Menschenkindern
Weist alle Weisheit von sich hin.
Ein solcher nimmt kein Raten an,
Weil er vor Eigensinn nicht kann.

2. Gefällt dem Narren seine Weise,
So wird er nicht auf andre sehn.
Was er gern ißt, ist seine Speise,
Er darf nur in sich selber gehn,
Da findet Weisheit er genug;
Er ist ja, denkt er, selber klug.

3. Hingegen die Wahrhaften Weisen
Sehn jedermann für weiser an;
Sie kosten alle andern Speisen
Und finden oft Geschmack daran.
So sammeln sie auch Klugheit ein,
Daß sie wie angefüllet sein.

4. Die Weisheit wohnet bei dem Witze,
Die Torheit wird durch Schaden klug;
Oft ist ihr auch der Schad nichts nütze,
Eins, zwei und drei ist nicht genug.
Und wenn sie klug wird in der Tat,
So ist es meistens schon zu spat.

5. O Weisheit Gottes, mich begleite
Durch meinen ganzen Lebensgang;
Beständig bleibe mir zur Seite,
Und in mir sei dein Geistesdrang!
Ach, weiche ewig nicht von mir,
So werd ich ewig sein bei dir!

21. Januar.

Mir wissen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.Röm. 8,28. –

Wer Gott von Herzen liebt,
den treibt alle Not, alles Elend zu ihm,
weil er aus allein erlösen und über alles Auskunft geben kann.
Darum kann dem, der Gott liebt, alles zum Besten dienen.

Mel. Aus Gnaden soll ich. (127.)

1. Soll eine Hoffnung in dir grünen,
Daß Jesus all dein Schicksal lenkt;
Soll alles dir zum Besten dienen,
Auch was das äußre Leben kränkt:
So musst du lieben Gott allein,
Sonst kann es gar nicht möglich sein.

2. Kann uns etwas von Gott abziehen,
Wie sollte das uns nützlich sein?
Wenn wir nicht sogleich zu Ihm fliehen,
So kommt Verhinderung darein.
So geht es dem, der Gott nicht liebt;
Er lasst sich schaden, was ihn übt.

3. Was uns begegnet hier auf Erden,
Kommt nicht, daß es uns hindern soll.
Gott will, es soll ein Treiber werden;
Und wenn wir seiner Liebe voll,
So treibt’s zu ihm und dienet sehr
Und hindert also nimmermehr.

4. Was er verordnete, muß dienen,
Sonst wär’ es nicht in unsrem Lauf.
Glaub dieser Wahrheit, dieser schönen,
Und schaue auf das Vorbild auf!
Je ärmer, leidender du bist,
Je ähnlicher auch Jesu Christ.

5. Nur meinen Lauf soll ich vollenden
Im Wege, der verordnet mir.
Wird Gottes Liebe mich entzünden
Und immer in mir bleiben hier,
Was sollte mir doch schädlich sein?
Ich bin ja Gottes, und Gott mein.

22. Januar.
Der Herr, euer Gott, versucht euch,
daß er erfahre, ob ihr ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele lieb habt.

5. Mose 13,3. –
Vor der Zeit groß sein wollen, führt in viele Versuchungen und in vieles Gedränge.

Mel. Mein Heiland nimmt. (219. 8.)

1. Herz, mach dich nur nicht selber matt,
Wenn es nicht geht nach deinen Wünschen!
Dem wird gegeben, der schon hat,
Die Nahrung für den neuen Menschen.
Setz dir nicht selbst zu hoch das Ziel,
Und wolle also nicht zu viel,
Daß dich das wenige erquicke;
Verlange keine Quaderstücke!
Der Heiland gibt nur so viel her,
Daß jeder auch verlange mehr.

2. Wer Weisheit findet wie im Staub
Und fühlt den Herrn in kleinen Dingen,
Begehet keinen Gottesraub,
Wird keine Stufe überspringen
Wer aber vieles übersieht
Und ist um das, was groß, bemüht,
Den muß der Herherunterhalten
In vielen beugenden Gestalten;
Da geht das Miß-Vergnügen an,
Weil, wie man wollte, man nicht kann.

3. Und so erkrankt die Eigenheit,
Und ach, daß sie doch möcht sterben!
Wer ihr erzeigt Barmherzigkeit,
Befördert nur no das Verderben.
Sie sieht sich nach Mitleiden um,
Damit sie Arzenei bekomm.
Der Herr such. dieses abzuwenden
Und möchte keine lassen finden;
Da denkt der Mensch, er sei verstockt,
Weil er nicht freundlich wird gelockt.

23. Januar.

Wer dem Herrn anhangt, der ist ein Geist mit ihm.1. Kor. 6,17. –
Der Umgang mit Gott und seiner Wahrheit macht göttlich,
der Genuß aus ihm geistlich.

Mel. Herr Jesu Christ, meins (148a.)

1. Hast du einmal zu einer Braut
Dem Herrn, dem Geiste, dich vertraut,
So halt dich auch an ihn allein,
Ein Geist im Geist mit ihm zu sein.

2. Die Weisheit, die von oben ist,
Der Herr, der Geist, des du nun bist,
Ist rein, will eine reine Braut;
Bedenk’s, wem du dich haft vertraut!

3. O liebe Seele, das ist viel!
O ringe doch nach diesem Ziel!
Denn, glaube, der ist nicht dabei,
Der nicht im Eins von allem frei.

4. Denn hungert Gott in dir nach sich
Und wirket auch hinein in dich,
Dann ist das Himmelreich in dir
Und bist, wie dort, schon selig hier.

5. Drum denke stets an deinen Stand
Im Durchpassiern durchs Feindesland;
Geh fort, und sieh und hör nichts an,
Das deinen Stand beflecken kann!

6. Sei, Seele, wachsam, kehr nicht aus!
Sonst kommest du nicht keusch nach Haus.
O denke: ich will kehren ein,
Der Hochzeitstag wird nahe sein.

7. Noch eins merk dir aus Gottes Wort:
Läufst du nach deiner Heimat fort
Im Kampf, der dir verordnet ist,
So gleichst du ganz dem Herrn, dem Christ.

8. Also auch du erbst mit das Reich,
Wirst du ihm hier im Leiden gleich.
O dulde gern, und leide recht!
So wird derein dein Los nicht schlecht.

Erster Liederband. Nr. 549 b.

24. Januar.

Es ist alles euer:
es sei Paulus oder Apollo,
es sei Kephas oder die Welt,
es sei das Leben oder der Tod,
es sei das Gegenwärtige oder das Zukünftige,
alles ist euer.
Ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.

1. Kor. 3,21-23. –

Alles ist euer.
Alles muß den Erstlingen zur Herrlichkeit dienen,
und alles wird ihnen gegeben, was zum Leben und göttlichen Wandel nötig ist.
Wer will das alles ausreden, was sie haben, was auf sie wartet,
und welche Mittel ihnen dazu behilflich sein müssen!

Mel. O wie selig. (123. 200.)

1. Was sind Christen doch für Leute,
Sind’s nicht edle Jesus-
Bräute? Ja, das sind sie allzu mal,
Insofern sie überwinden
Und die Heiligung vollenden,
Eh erfüllet ihre Zahl.

2. Das kann Christen innig beugen,
Daß sie loben, und nicht schweigen,
Jesus ihren Herrn, allein,
Der für sie am Kreuz gestorben,
Und der ihnen Heil erworben,
Des sie auch alleine sein.

3. Christen muß ja alles dienen,
Wenn sie recht in Christi grünen;
Sie sind Christi Herrlichkeit,
Dem das ganze All gegeben,
Und dem nichts darf widerstreben,
Weil er herrscht in Ewigkeit.

4. Hat er uns mit Gott versöhnet,
Also aller Welt gedienet,
Tod geschmeckt fürs ganze All:
Wahrlich, ihm gebührt die Ehre,
Daß er aller König wäre,
Derer auch, die noch im Fall!

5. Er weiß ohne langes Denken
Alle Dinge so zu lenken,
Daß sein Werk vollendet wird,
Daß das ganze Alle reifet,
Bis den letzten Feind er greifet,
Eine Herd ist und ein Hirt.

Band IX, erste Abt. S. 316.

25. Januar.
Christus lieb haben, ist viel besser als alles Wissen.Epheser 3,19. –

Soviel wir Liebe zu Jesu haben,
so viel werden wir alle unsere Sinne und unser ganzes Herz zu ihm wenden,
und so werden wir ihn haben und nicht nur von ihm wissen.

Mel. Christus, der ist mein Leben. (77.)

1. Bleib, Seele, in der Stille
Und Abgeschiedenheit;
So ist es Gottes Wille,
Willst du Zufriedenheit.

2. Durch Stille-sein und Hoffen
Wird man nur stark im Herrn;
Wenn du dich hast verlassen,
So kehre wieder gern!

3. Die eingekehrten Seelen,
Die Jesu halten still,
Tut er mit sich vermählen,
Nährt sie ans seiner Füll.

4. Begehre nichts zu wissen,
Nichts als nur Jesus Christ!
Es gibt ein bang Gewissen,
Was er nicht selber ist.

5. Begehre nichts zu sehen
Als das, was machet satt;
Die Welt, die muß Vergehen,
Und was sie in sich hat.

6. Begehre nichts zu hören
Als aus dein wahren Mund
Die allerbesten Lehren!
So hast du guten Grund.

7. Begehre nichts zu schmecken
Als Gottes Freundlichkeit!
So wird dich Jesus wecken
In seiner Ähnlichkeit.

8. Begehre nichts zu fühlen
Als Gott im ganzen All!
Die Weisheit wird dir spielen
Auf diesem Erdenball.

9. Begehre nichts zu riechen
Als Jesu Kreuzeslehr,
So wirst du nicht zum Siechen
In Gottes Himmel mehr.

10. Begehre nichts zu haben
Als Gott und seine Kraft
Und seines Geistes Gaben,
Die Jesus wiederbracht.

Erster Liederband Nr. 336.

26. Januar.

Meine Schafe hören meine Stimme,
und ich kenne sie, und sie folgen mir,
und ich gebe ihnen das ewige Leben.

Joh. 10,27.28. –

Der in ihnen ist, ist stärker als Sünde, Welt und Teufel;
deswegen werden sie nimmermehr umkommen.

Mel. Mir ist Erbarmung (127.)

1. Wirst du dem Licht nicht widerstreben,
Das dir in deiner Seel entbrannt,
So wird der Geist dir Zeugnis geben,
Der Geist, durch den du bist erkannt,
Daß du seist Gottes Eigentum;
Und dies ist dann dein größter Ruhm.

2. Denn wer einmal aus Gott geboren,
Und wer an Jesus Christus glaubt,
Der geht forthin nicht mehr verloren,
Wird seinem Herrn nicht mehr geraubt;
Es sei denn, daß ein solcher will
Nicht ferner sehn aufs wahre Ziel.

3. Die Seelen kann gewiß nichts füllen,
Die Gottes durch den Glauben sind,
Selbst nicht die finstre Macht der Hüllen,
Noch Satan und sein ganz Gesind.
Nein! nur die Seele kann allein
Sich selber noch zum Falle sein.

4. Ist dir der Geist aus Gott geschenket,
So folge dessen reinem Trieb;
Denn wer auf beiden Seiten hinket,
Ist seinem Gott nicht herzlich lieb.
Was du gefangen an, setz fort;
Richt dich allein nach Gottes Wort!

5. Viel lieber wär ich nie geboren,
Als wenn ich sollt zum zweitenmal,
Mein treuer Schöpfer, gehn verloren;
Hilf mir doch durch dies Jammertal!
Mach meine Seele recht gewiß,
Und bring mich in dein Paradies!

Erster Liederband Nr. 80.

27. Januar.

Wer den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.1. Joh. 2,17. –

Die Vereinigung mit dem Willen Gottes
macht das Tun möglich und leicht im Leben, Leiden und Sterben.

Mel. Mir ist Erbarmung. (70.127.)

1. Wenn du willst ganz bekehret werden,
So sage dir nnd allein ab;
Begehre nichts von dieser Erden,
Verlang nur, was ich, Jesus, hab!
Ich, Jesus, hab für dich genug;
Wer mich nur will, ist weis’ und klug.

2. Wenn nur dein Will ganz mich verlanget,
So zieht mein ich Wille dich mit Kraft.
Wenn mir dein Seelengeist anhanget,
So wird er stark in Glaubensmacht;
So zieht er mich und dann mit mir,
Was er kann wollen für und für.

3. O daß doch deine vielen Willen
Ein ein’ger Wille möchten sein,
In mir dich reich und satt zu füllen,
In mir, dem Lebensmeer, allein!
So wirst du selig in der Zeit
Und selig in der Ewigkeit.

4. Regt sich in dir ein ander Wollen,
Als ich und auch mein Vater will,
Als dir in meinem Wort befohlen,
So klag es mir und schweig dann still;
So helf dir und brech entzwei
Die Willenshölle mancherlei.

5. Ein willenloses Herz hat Frieden,
Und wie sollt es nicht selig sein!
In mir ist alles ihm beschieden,
Komm, sink in meinen Willen ein!
Was quälest du dich doch so sehr?
Gib mir nur deinen Willen her!

Erster Liederband Nr. 18.

28. Januar.

Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?
Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschonet –
wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?

Röm. 8,31.32. –

Jesus Christus, in dem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis liegen,
will alle seine Fülle in uns ergießen und uns ihm ähnlich machen;
wer mag dann wider uns sein?

Mel. Gott will’s machen. (152.)

1. Jesus Christus, der Verklärte,
Ist das Lebenselement,
Darin jeder recht Bekehrte
Seinen Saft und Nahrung find’t.

2. Was soll solchen Seelen schaden
Oder zur Verhindrung sein?
In das Element der Gnaden
Wurzeln sie stets tiefer ein.

3. Und weil sie nicht sehn zurücke,
Weil ihr Aug nur eins anschaut,
Werden ihnen viel Eindrücke
Von dem, der den Tempel baut.

4. Ja, dieweil sie nimmer wanken
Und dem Licht nicht weichen aus,
Werden ihnen Grundgedanken
Von des Urbilds Einheitshaus.

5. Grundgedanken, die nicht brennen,
Die wie Gold und Silber rein,
Diese sind vom Herrn-Erkennen
Ganz in sie gedrungen ein.

6. Wer einmal erkannt ist worden
Mit dem kleinen ganzen All,
Der ist Gottes nicht erst dorten –
Nein, schon hier im Jammertal.

7. Er gehört zu jenem Tempel,
Den der Zemach, Jesus, baut,
Und er ist auch zum Exempel
Hier schon eine Gottesbraut.

8. Was der Tempel dort im Großen,
Ist er hier im Kleinen schon,
Weil sich ganz in ihn ergossen
Alle Fülle non dem Thron.

Erster Liederband Nr. 75.

29. Januar.

Wer mir dienen will, der folge mir nach,
und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein.
Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.

Joh. 12, 26. –

Je mehr sich Jesu Geist in uns und durch uns
im Tun und Leiden verherrlichen kann,
desto ähnlicher werden wir ihm in der Herrlichkeit werden;
wo er ist, da soll sein Diener auch sein.

Mel. Gott sei Dank. (173.)

1. Wer dein Heiland folget nach
Unter Armut, Kreuz und Schmach,
Kommt mit ihm ernst dort zu Ehren,
Wo nichts wird den Geist beschweren.

2. Alles in der Eitelkeit
Ist nur Geistverzehrlichkeit;
Wer in Christi lebt inwendig,
Wirkt im Geist recht und beständig.

3. Wer im Geist will leben hier,
Sagt der Herr, muß folgen mir;
Alles muß er wie ich machen:
Wirken, Ruhm, Beten, Wachen.

4. Wer mir will allhier nachgehn
Und einst dorten bei mir stehn,
Muß nach nichts auf Erden sehen;
Alles muß er lassen stehen.

5. Wer sein Aug unreinen Blick
Zieht vom großen Ziel zurück,
Leid’t am neuen Leibe Schaden,
Bleibt er gleich bei Gott in Gnaden.

6. Wer dort wie der Sonne Schein,
Ja noch herrlicher will sein,
Lasse alle Jesus-Strahlen
Sich in seiner Seel abmalen.

Erster Liederband. Nr. 25.

30. Januar.

Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren,
und hört ihr Schreien und hilft ihnen.
Ps. 145,19. –

Wenn wir nach seinem Willen bitten, so hört er uns;
das ist die Bedingung der Erhörung.

Mel. O Gott, du frommer Gott. (159.)

1. Ach Jesu, höre du
Mein ernstliches Begehren!
Laß doch Gerechtigkeit
Die Eigenheit verzehren!
Und murret die Natur
Im Leiden und Gericht,
Das rechne mir nicht zu,
Und höre solche nicht!

2. Ich senke mich hinein
In deinen Machers-Willen,
Soll gleich mich Finsternis
Und Dunkelheit umhüllen.
Es ist mir alles recht
Im Geist, und den erhör,
Und das, was widerstrebt
Mit deiner Kraft zerstört!

3. Und mußt du die Natur
Zermalmen und zerreiben,
So mache doch nur fort,
Und lasse es nicht bleiben!
Es liegt an der Natur
Und ihrem Leben nicht;
Ich bin mit dir verlobt
In Gnade und Gericht.

4. Da ich mich also fest
Auf deine Seel gebunden,
So kannst du nicht umhin,
Mit manchen finstern Stunden
Zu kommen über mich,
Das merke ich zuvor;
Doch graut dem Geiste nicht
Vor diesem engen Tor.

5. Es geht durchs Cherubs-Schwert
Ins Paradies der Freuden.
Laß es verzehren mich!
Ich will es gerne leiden.
Es ist kein andrer Weg,
Das hat mein Geist erblickt;
Darum er sich auch gern
In deine Wege schickt.

Erster Liederband Nr. 202.

31. Januar.

Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden
Durch den Namen des Herrn Jesu und durch den Geist unsres Gottes.
1. Kor. 6,11. –

Sobald der heilige Geist den Glauben an Gott und sein Wort in uns wirkt,
so sind wir zurechnungsweise und auch schon samentlich,
was wir dann nach und nach wirklich und durch Wiedergeburt werden müssen.
In wem solcher Glaube ist, der wird täglich innerlich und mündlich herzlich beten:

Mel. Herr Jesu Christ, mein. (148 a.)

1. Ach Vater der Barmherzigkeit
Schenk mir die wahre Heiligkeit
Mit Jesu Christi, deinem Sohn,
Von deinem hohem Himmelsthron!

2. O Jesu, meine Heiligung,
Wirk in mir Sinnesänderung!
Mach mich so heilig, wie du dich bist,
Mein liebster Heiland Jesu Christ!

3. O ganz heilig-machender Geist,
Mir deine Gottesgnade leist!
Mach mich vollkommen heilig, rein,
So wie ich eben solle sein!

4. Mit dir o Herr ist alles mein,
Was immer mag zu nennen sein.
Darum so gib dir selber mir!
Dann will ich heilig leben hier.

5. Laß mich nicht wollen, was nicht gut,
Und was den Geist beflecken tut;
Laß mich nur suchen dich im Grund,
O großes Licht, zu aller Stund!

6. Tu du durch mich, was dir beliebt,
Nur mache mich recht wohl geübt
In der Gottseligkeit allein!
So nütze mag mir doch nichts sein.

Band IX, erste Abt. S. 400.

Geistliches Liederkästlein

oder kurzer Auszug aus den sämtlichen Liedern von
J.M. Hahn


M. Hahn’sche Gemeinschaft


Einleitung von
Gerhard Tersteegen
Anweisungen zur Gottes-Erfahrung

Es muss des Menschen Herz
doch etwas Großes sein:
Gott, Teufel, Welt und Lust
und alles will hinein.

Erwähle, lieber Freund,
dir doch den besten Gast:
Hast du ihn gut gewählt,
dann halte, was du hast!

Willst du Gott wesentlich
mit Geistes-Augen sehen,
so schau auf ihn allein,
so wird es bald geschehen!

Du siehst bald dies, bald das,
du bist bald hier, bald da;
die Gottheit ist nur eins
und dir im Grunde nah.

Du rufst nach Gott so oft
und läufst doch immer raus;
wenn er dich nun besucht,
dann bist du nicht zu Haus.

Gott zur Seele:
O Seele, laß dein Sorgen,
dies ist nur meine Pflicht;
sorgst du, dann sorg‘ ich nicht!
Bleib du in mir geborgen,
in meinen Schoß dich senk
und an dich selbst nicht denk!

In Werken und in Worten; Sanft, lieblich aller Orten
sollst du bei Menschen sein;
doch musst du stets daneben an Gott in Grunde kleben,
als wenn du wärst allein.

Senk dich ins stille Nun, den göttlich’n Augenblick,
sanft, lieblich und gedenk nicht vorwärts noch zurück!

So überlass dich Gott, dich innig in ihn neige
und warte in Geduld, bis er sich selbst dir zeige!

Wie süß ist’s wenn Gedanken, Glieder, Sinnen,
Affekte, Wille und Begierden stille sind,
wenn alles schweigt von außen und von innen
und man im heitern Grund Gott gegenwärtig find’t!

Man sucht und findet nicht, doch ist der Schatz so nah;
was läufst du viel herum? Er ist im Herzen ja.

Verkauf nur, was du hast, und geh in dich hinein,
so wird der beste Schatz, Gott selber, deiner sein!

Gott ist so reich und will doch meine Gaben;
er gibt sich ganz – soll ich dann sparsam sein?

Mein Liebstes und mein Bestes soll er haben,
mein ganzes Herz soll ihm gegeben sein.

Wenn man dich hasst, wenn man dich liebt,
wenn man dir nimmt, wenn man dir gibt,
wenn man dich schilt, wenn man dich ehrt,
und was dir sonst auch widerfährt:

Bleib ungestört und abgeschieden
in deinem Grund bei Gott zufrieden!
Gott wohnet außer Ort und Zeit,
von Kreatur und Sinnen weit,
still in sich selbst, in sanftem Frieden.

Willst du ihn schauen, frommer Christ,
so mußt du kommen, wo er ist,
und werden auch so abgeschieden. 

Nimm in der Kreatur nicht Lust, nicht Trost, noch Leben,
so wird es dir von Gott im Seelengrund gegeben.

Du musst des Herzens Kämmerlein
von fremden Bildern halten rein;
lass alles draußen stehen!
Gott sieht es gerne bloß und leer
und unbekümmert,
so wird er sich bald drin lassen sehen.

Was draußen ist, das draußen stehn,
es kann nur Unruh geben!
Im Geist allein mit Gott umgehn,
bringt Ruhe, Freud und Leben.

Bald willst du dies, bald jenes haben,
und immer unvergnügt du bist;
der hat den Geber mit den Gaben,
wer völlig Gott ergeben ist.

Gott schmecket gut und süß; mach deinen Mund nur leer!
Wer ihn will schmecken recht, muss sonst nichts schmecken mehr.

In allem Tun schau nur auf Gott allein
und denke nicht, ob’s andern wird gefallen,
sonst kehrst du aus, sonst bleibt dein Werk nicht rein;
im Einfaltsgrund nur innig bleib in allem!

Wer gerne reich und selig wär,
halt‘ seinen Geist stets arm und leer
von Lust und Liebe aller Dingen.
Sink in dein tiefes Nichts hinein,
dein Heil und Gut sei Gott allein,
dies wird den Himmel in dich bringen.

An allem, was du hast, mußt du so wenig kleben,
daß du im Augenblick es ruhig weg kannst geben;
was Gott nicht selber ist, das sei dir alles gleich,
glaub’s, solch ein armer Mensch besitzt ein Himmelreich.

Des Menschen Auge sucht und liebt bald dies, bald jenes,
bald hier was Neues ist, bald sieht er da was Schönes,
er spielt mit Puppenzeug,
weil er nichts Bess’res hat.

Ach Armer, hättest du Gott selbst in dir gefunden,
Ich weiß, dies schönste Gut hielt Herz und Sinn gebunden,
dein Vorwitz wär gestillt,
dein lüsternd Auge satt! 

Du musst dich nicht zu sehr an Form und Weisen binden,
man suchet Gott nicht stets, man muß ihn ja auch finden;
wer noch im Suchen ist, der läuft und wirket viel,
wer ihn gefunden hat, genießet und ist still. 

Gott teilt Geschenke aus; wer reich ist, soll nichts haben,
ein armer Bettelmensch kriegt Gott und seine Gaben.
Wohl dem, dem diese Welt ist wie ein fremdes Land,
der klein und stille lebt, veracht’t und unbekannt,
der nur von Gott allein Gunst, Trost und Lob begehret,
der, allem fremd und tot, in Gott lebt eingekehret!

Wer viel begehrt, wird viel gestört,
wer gar nichts will, bleibt immer still.
In Trost und Freuden, in Furcht und Leiden
bleib abgeschieden in Gottes Frieden!

Wer allen stets gefallen will, ist ausgekehrt und nimmer still
und kann Gott nicht behagen.
Ich bin nur meines Gottes Knecht, kann ich es ihm nur machen recht,
so mögen Menschen klagen.

Nur Gott allein ist g’nug; wer etwas mehr begehrt,
das allvergnügend Gut verleugnet und entehrt.
Wen Schaden und Verlust der Dinge noch betrübt,
der hat sie nicht in Gott besessen und geliebt.

Die beste Tugendschul’ ist selbst dein Seelengrund.
Wenn alles schweigt in dir und du dich drein wirst senken,
dann lehrt die Weisheit dich mit ihrem eignen Mund
und alle Tugenden wird sie dir willig schenken.
 

Vorbericht zur ersten Auflage.
Der Druck der Schriften des seligen Michael Hahn wurde schon vor einem Jahr beendigt,
und somit konnte dieses Geschäft als abgeschlossen betrachtet werden.
Einige Freunde, die sich von Anfang an mit Zubereitung dieser Schriften zum Druck beschäftigten,
hatten jedoch gleich beim Anfang den Gedanken, einen Auszug aus dem Ganzen vorzubereiten,
und setzten ihn, wenigstens bei den Liedern, ins Werk,
so daß, bis der letzte Band in den Druck kam, eine ziemliche Vorarbeit gemacht war. –
Nun fehlte es aber an fernerem Mut, dieses mühsame Geschäft zu vollenden,
bis der Zuspruch gewichtiger Wahrheitsfreunde denselben belebte
und unsere Zeit und die ausgezeichnet wichtigen Zeitereignisse
mitunter zur antreibenden Ursache wurden.

Denn wer sollte es nicht sehen, fühlen und erfahren, daß unsere Zeit hauptsächlich die Zeit ist,
in der sich die Kräfte des Abgrunds von Jahr zu Jahr,
ja, man darf sagen, von Tag zu Tag mehr im Umfang eröffnen,
sowohl mittelbar, mündlich und schriftlich,
als auch unmittelbar durch Einwirkung des finsteren Reiches.

Dies bestätigt die Schriftwahrheit in Offenbarung 12,12:
Der Teufel kommt zu euch hinab
und hat einen großen Zorn,
weil er weiß, daß er wenig Zeit mehr hat.

Er ist, darf man jetzt sagen, bereits zu uns auf die Erde gekommen
und wirkt mit aller Macht,
im ganzen Umfang das Reich Christi nicht nur zu dämpfen, sondern gar auszurotten.
Schwer ist der Druck,
den die Gläubigen von Sichtungen und Kränkungen fühlen und tragen müssen,
und groß die Gefahr der Verführung fiir die noch Unbefestigten und geistlich Kranken.
Was Wunder, wenn Gott und Jesus, unser Herr, auch allem aufbietet,
diesem Feind seines Reiches werkzeuglich, wie durch seinen Geist,
mit aller Macht entgegenzuwirken,
um am Ende ihn zu Schanden zu machen durch die Unmündigen. Psalm 8,3.
Seine Lieblinge nun will er zu diesem Kampfe mittelbar und unmittelbar täglich vollbereiten,
kräftigen, stärken und gründen, ein jedes in seinem Stand, Amt und Beruf und seiner Lage;
und er bietet täglich Gnade und die nötigen Gnadenmittel dar,
jedem nach seinem Wahrheitsgrund,
nach der ihm durch die Wiedergeburt angeborenen Weisheitsart
und dem aus Gnaden empfangenen Glaubensmaß,
verbunden mit den Leiden, Versuchungen und Proben,
die er in seiner Vorerkenntnis für ein jedes in seinen Weg hinein zu verordnen für gut gefunden hat.

Weil nun die verschiedenen Mittel einerlei Zweck haben,
nämlich daß sie alle Gläubigen auf ein Ziel hinführen,
zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes usw., (Epheser 4,13)
so sollen wir alle Mittel benutzen, die für unseren Wahrheitsgrund am tauglichsten sind
und uns in unserer letzten gefährlichen Versuchungszeit am meisten ermuntern, stärken und antreiben.
Die Herausgabe gegenwärtigen „Schatzkästleins“ oder Auszugs
hat hauptsächlich auch den Zweck, einen Beitrag hierzu zu liefern.
Es hat aber auch den ferneren Zweck, den Freunden dieser Schriften,
die entweder zu arm sind oder keine Gelegenheit haben, sie alle anzukaufen,
um eine kleine Summe ein kleines Ganzes zu bieten; –
solchen, die Mangel an Zeit zum Lesen haben, etwas Kurzes und Kräftiges zusammenzustellen:
einen Bibeltext, einige Liederverse und eine kurze Anmerkung; –
den Reisenden, den Knechten und Mägden usw. einen Begleiter, Ratgeber, Ermahner und Tröster; –
den Privat-Erbauungsstunden eine Liedersammlung
die durch die biblischen Texte in die heilige Schrift führt
und zu gottseligen Gesprächen Veranlassung geben kann; –
und endlich den Familien ein Mittel weiter,
mit Gesang und Gebet beim Hausgottesdienst zu wechseln.
Wenn nun dieser Zweck erreicht wird, so ist das mühsame Unternehmen gut gelungen.

Die Ehre aber und das Lob soll für alles Gelingen in alle Einigkeit allein sein Dem,
der da ist, der da war, und der da kommt!
Juni 1831. Die Herausgeber
(Die Zahlen hinter den Melodien-Bezeichnungen geben die Nummern in dem kleinen württemb.Choralbuch an.)

Nachrichten an: info@christi.de